Leupser Dunkel Brauerei Gradl
Eines der unprätentiösesten Bierstile die es gibt, ist das Dunkel. Das dunkle und malzige Lagerbier war lange Zeit DER Bierstil in Bayern und gilt als einer der ältesten, die es gibt*. Dieses Bier zu brauen stellt so manchen Brauer vor eine große Herausforderung. Gerade deswegen sollte man eine gute Interpretation eines Dunkel feiern, wie einen 6er im Lotto.
- Land
- Deutschland
- Style
- Dunkel
- ABV
- 4,9%
Zu diesem Bier gibt es nicht viel zu sagen. Schon der Name lässt nicht viel Raum für Interpretationen; Leupser Dunkel steht da eindeutig auf dem Etikett am Flaschenhals. Es ist quasi ein Dunkles aus Leups. Das ist schonmal klar. Auch sonst verlieren die Macher nicht viele Worte. Ein zum traditionell gestalteten Etikett auf der Front konträres Rückstück sucht man vergeblich. Noch nicht einmal ein Barcode ist vorhanden. Ein Zeichen dafür, dass dieses Bier so gut wie gar nicht im Supermarkt erhältlich ist.
Und tatsächlich findet man dieses Bier nur in sehr wenigen Getränkemärkten in der Region von Leups in der Fränkischen Schweiz, circa 20 Kilometer südlich von Bayreuth. Oder eben in der Brauerei Gradl, wo schon an einem Sonntag Vormittag um halb zwölf der Schankraum mit Einheimischen gut gefüllt ist und lautstark über den neuesten Klatsch der 200 Einwohner kleinen Gemeinde diskutiert wird – während dabei vor allem dieses Bier, das Leupser Dunkel, getrunken wird.
Die Brauerei Gradl gibt es laut historischen Aufzeichnungen bereits seit 1683 und ist für genau dieses eine Bier bekannt, das neben dem Pilsner das einzig regelmäßig gebraute Bier ist. Und mehr braucht es auch nicht, wenn das ein Bier so herausragend ist, wie das Dunkel.
Wer es probiert sollte sich von dem anfänglichen Aroma das Leupser Dunkel nicht abschrecken lassen. Denn schnell lassen Kuhstall- und Bauernhofduft nach. Sobald dieser verflogen ist, machen sich nussige, leicht röstige Aromen breit und spätestens beim ersten Schluck werden diese Assoziationen noch verstärkt und es wird deutlich, wie genial dieses Bier ist. Besonders Bucheckern und frisch geröstete Maronen sind präsent und vereinen sich mit einer extrem trockenen und getreidigen Kernigkeit, die an Pumpernickel und frisches Gerstenkorn erinnert. Eine korrespondierende Süße ist nicht vorhanden. Selten war ein Bier derart trocken im Mundgefühl. Auch die Bitterkeit hält sich nicht zurück. Dennoch ist das Dunkel unglaublich harmonisch in allen Facetten.
Das Leupser Dunkel ist ein Benchmark-Bier für den unterschätzen Bierstil Dunkles. Wie so häufig findet man die wirklichen Perlen im Verborgenen. Aber umso schöner ist es, hat man sie erst einmal gefunden. Wie dieses Bier aus dem kleinen Örtchen Leups in der Fränkischen Schweiz.